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Fotografen im belagerten Leningrad

Fotografen im belagerten Leningrad

Aufgrund der Sonderregelungen, die im belagerten Leningrad galten, mussten nicht nur Radioempfänger, sondern auch Fotoapparate abgegeben werden. Nur 50 Fotografen besaßen eine Ausnahmegenehmigung für Aufnahmen in der Stadt. Sie waren Militärangehörige und erhielten spezielle Aufträge von Zeitungen und Nachrichtenagenturen, für die sie arbeiteten. In diesem Artikel stellen wir einige von ihnen vor.

Boris Pawlowitsch Kudojarow (1898-1973)

Die meisten Blockadefotos, die uns heute bekannt sind, wurden von Boris Pawlowitsch Kudojarow gemacht. Während der Blockadezeit war er Kriegsberichterstatter bei der Zeitung „Komsomolskaja Prawda“.
Sein „Leningrader Zyklus“ (Fotografien der belagerten Stadt aus den Jahren 1941-1944) wurde zum Klassiker des Kriegsfotoberichts. Kudojarow war der Meinung, viele Aufnahmen machen zu müssen, um eine detaillierte Chronik für die künftigen Generationen zu führen. Seine private Fotothek umfasst etwa 3000 Aufnahmen. Die thematische Palette der Fotografien ist vielfältig: Sie zeigen sowohl Szenen der Militärchronik als auch das Leben der „gewöhnlichen“ Leningrader. Dank Kudojarow können wir heute sehen, wie die Kohlbeete vor der Isaakskathedrale (Aufnahme „Kohl statt Rosen“ vom Herbst 1942), der Newski Prospekt oder der Saal der Leningrader Philharmonie während der Aufführung der Leningrader Sinfonie am 9. August 1942 aussahen. Diese Sammlung ist ein einzigartiges Zeitdokument.

Boris Kudojarows Aufnahmen sind in der Virtuellen Sammlung des ROSFOTO-Museums zu sehen.

Wsewolod Sergejewitsch Tarassewitsch (1919-1998)

Zu den Klassikern des sowjetischen Journalismus gehört auch Wsewolod Sergejewitsch Tarassewitsch. Ab Kriegsbeginn arbeitete er als Fotokorrespondent für die politische Leitung der Nordwestfront und später der Leningrader Front.
Er fotografierte in der Stadt und bildete die Chronologie der Blockadeereignisse ab: die ersten Bombardierungen, die Evakuierung der Einwohner, den harten ersten Blockadewinter. Außerdem fotografierte er an der Front und zeigte die Chronologie der militärischen Handlungen: die Verteidigungskämpfe, den Durchbruch der Blockade, die Kämpfe um die endgültige Aufhebung der Blockade. Die Stadt Leningrad ist in seinen Aufnahmen der Hauptakteur.
Eine der bekanntesten Fotografien Tarassewitschs zeigt die Aufräumarbeiten auf den Straßen im Frühjahr 1942.
Trotz seines jungen Alters zu Beginn des Krieges zeichnen sich Tarassewitsch Fotografien durch Professionalität und Feingefühl aus. Es ist keine trockene Chronik der Kämpfe oder der Stadt, sondern ein „lebendiger Organismus“ mit eigenen Gefühlen und Emotionen.

Die Arbeiten Tarassewitschs sind auf der Website von ROSFOTO zu finden.

Georgij Iwanowitsch Lugowoj (1900-2001)

Lugowoj gehört zu den ältesten Fotografen Petersburgs. Bereits im Alter von zehn Jahren beschäftigte er sich mit Fotografie. Vor dem Krieg arbeitete er mit den Leningrader Nachrichtenagenturen zusammen. Anschließend ging er als Freiwilliger an die Front und wurde Kriegsfotoberichterstatter der Zeitung „Für die Heimat“ in der 85. Schützendivision, die an der Verteidigung Leningrads beschäftigt war.
Er machte viele Porträtaufnahmen von Soldaten und Kämpfern für Partei- bzw. Komsomolausweise. Doch nicht nur das: In der Zeitung konnte man auch ein Frontlazarett, Soldaten im Einsatz und andere Fotografien sehen.

Einige Aufnahmen Lugowojs kann man sich auf der Website von ROSFOTO anschauen.

Nikolaj Alexandrowitsch Kalaschnikow (1911-1981)

Von Oktober 1940 bis Januar 1943 arbeitete Kalaschnikow für die Zeitung „Woroschilow-Salve“ der 125, Schützendivision der Leningrader Front. Anschließend wurde er Redakteur der Zeitung „Die Heimat ruft“ der 23. Artilleriedivision, wo er bis 1944 tätig war. Das Ende des Krieges erlebte er in Berlin.
Das Hauptthema seiner Aufnahmen war der Alltag von Soldaten und Offizieren der Roten Armee. Kalaschnikows Archiv enthält etwa 70 fotografische Filme, auf denen der Betrieb der Leningrader Front und einzelner Stäbe wie auch von Druckereien und mobilen Redaktionen zu sehen ist. Einige Bänder zeigen die sowjetische Armee in Berlin.
Kalaschnikow machte den Krieg Seite an Seite mit den Soldaten durch und hielt diese Erfahrungen für die nachfolgenden Generationen fest.

Auf der Website von ROSFOTO finden sich verschiedene Arbeiten des Fotografen.

Quellen:

Ausstellung „Heldentaten ohne Waffen“ über Blockadekünstler im ROSFOTO-Museum
Artikel über Georgij Iwanowitsch Lugowoj auf der Website des Journalistenverbandes von St. Petersburg und der Oblast Leningrad
Ausstellung „Gesichter der Blockade“ über Blockadekünstler im ROSFOTO-Museum