Programm für Schüler der Deutschen Schule
Am 16. September haben wir mit Schülern der Deutschen Schule eines unserer Lieblingsmuseen besucht: „Doch die Musen schwiegen nicht“, über das wir bereits in unserem Blog berichtet haben. Heute stellen wir den Gründer des Museums sowie einige besonders interessante Ausstellungsstücke vor.
An der Schule Nr. 235, wo das Museum heute untergebracht ist, arbeitete ein Sportlehrer namens Jewgeni Alexejewitsch Lind. Sein Vater war Direktor des Theaters für junge Zuschauer. Im Jahr 1941 ging er an die Front, 1942 fiel er.
Jewgeni Alexejewitsch machte es sich zum Ziel, alle zu finden, die etwas mit der legendären ersten Aufführung der Leningrader Sinfonie am 9. August 1942 in der belagerten Stadt zu tun gehabt hatten, und außerdem ein Museum einzurichten, das allen Kunstschaffenden des Leningrad der Blockadezeit gewidmet ist: ein Museum, das über Kunst in einer Zeit berichtet, wo diese scheinbar unmöglich war. Ein Museum, in dem Lebensgeschichten, Namen von Menschen und Alltagsgegenstände eine Stimme erhalten und wahrhaft greifbar sein würden. Freiwillige unter den Schülern halfen dabei, eine Sammlung zusammenzutragen, und organisierten gemeinsam mit Lind Führungen. Es gelang ihnen, alle Teilnehmer jenes Konzerts in der Philharmonie namentlich festzustellen.
Anfangs umfasste die Sammlung nur wenige Exponate, doch nach und nach wurde sie um viele seltene und interessante Stücke ergänzt. Für den Direktor war es wichtig, dass die Exponate authentisch sind. K.I. Eliasberg, der Dirigent des Konzerts in der Philharmonie, der Pianist A.D. Kamenski und viele andere übergaben persönliche Gegenstände an das Museum. Wir zählen einige Exponate der reichen musealen Sammlung auf.
Der Frack und der Dirigentenstab von K.I. Eliasberg
Während der Blockade blieb nur eines der Leningrader Orchester in der Stadt, nämlich das des Leningrader Rundfunks. Mit ihm ist der Name des „Blockade“-Dirigenten Karl Iljitsch Eliasberg untrennbar verbunden, denn er dirigierte das Konzert am 9. August 1942. Die Liste seiner Konzerte war aber tatsächlich noch viel länger. Seine Autobiografie liefert uns folgende Zahlen: „85 öffentliche sinfonische Konzerte, 254 Rundfunkkonzerte, 54 Opernaufführungen und eine Reihe von Patenschaftskonzerten.“
Das Museum stellt nicht nur persönliche Gegenstände von Eliasberg aus, sondern berichtet auch detailliert über den Charakter und den unbeugsamen Willen des Dirigenten.
Ein Autogramm von O.F. Bergholz
Die Sammlung umfasst sowohl ein Autogramm als auch persönliche Gegenstände von Olga Bergholz, zum Beispiel einen Schreibtisch und Brotmarken vom Dezember 1941. Die Schwester der Dichterin hatte diese Sachen per Schenkung dem Museum überlassen.
Mehr über das Leben von Olga Bergholz erfahrt ihr in unserem Blog.Die Schreibmaschine von D.A. Granin
In einem unserer Artikel haben wir über Daniil Granin und seine gemeinsam mit Ales Adamowitsch durchgeführte Arbeit am „Blockadebuch“ berichtet. Die Schreibmaschine, auf der das Buch getippt wurde, wurde vom Autor persönlich an das Museum übergeben und nimmt dort einen besonderen Platz auf dem Schreibtisch von Olga Bergholz ein. Die Sammlung umfasst auch ein Exemplar des Buches, das damals ebenfalls übergeben wurde. Darin findet sich folgende Inschrift:
„Für das Museum der echten Blockade, das Buch ist ebenfalls echt. Für Jewgeni Lind. Daniil Granin“
Der ausgestopfte Papagei Jako
Der Papagei Jako, ein Kakadu, gehörte Galina Sementschenko, einer Schauspielerin am Theater der Musikalischen Komödie. Gemeinsam mit den Künstlern des Theaters, das die ganze Blockadezeit über in Betrieb war, überlebte der Vogel den Krieg. Sementschenko nahm den Vogel überall hin mit und weigerte sich, ihn wegzugeben oder zu verkaufen. Für die Schauspieler war Jako ein echter Freund, ein Mitglied der Theaterfamilie. Deshalb fütterten sie ihn mit Überresten ihrer Brotkrumen. Der Papagei konnte sprechen und damit die allgemeine Stimmung heben.
Nach dem Tod ihres geliebten Haustiers ließ Galina Pawlowna den Papagei ausstopfen und schenkte ihn dem Museum. Dort können wir heute die Geschichte dieser wundersamen Freundschaft und Treue erfahren.
Quellen:
Artikel über K.I. Eliasberg auf der Website der Philharmonie
Dokumentarfilm „Der Newa-Schrein. Die Theorie des Umnöglichen. Jewgeni Lind“

